Sonntag, 13. Juli 2014
Heute sah ich eine Maus sterben
Mit einem Seminar habe ich heute eine Exkursion nach Dortmund gemacht. Wir hielten kurz an, um in einen denkmalgeschützen Garten zu schauen.
Und da, neben einem kleinen Wasserbecken lief eine Maus entlang. Ich beobachtete sie und wunderte mich, daß sie sich so seltsam bewegte, sich hin und her warf. Dann kippte sie um, drehte sich noch ein, zwei Mal und war dann regungslos. Mausetot quasi.

Ich glaube, daß ich der einzige von unserer Gruppe war, der es bemerkt hat. Eine wirklich seltsames Gefühl war das.
Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, daß man in einer großen Stadt als einziger eine kleine Maus bemerkt, die in diesem Moment einfach so stirbt?!

Das zeigt, wie die größten Einschnitte einfach so passieren und fast beiläufig vor sich gehen.

Das sind die seltsamsten Geschehnisse; so irreal, daß man sie kaum glauben kann.

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hier, ein paar straßen von meiner wohnung entfernt, gibt es ein grundstück mit garageneinfahrt. in dieser einfahrt neben dem betonpfeiler ist ein kleines loch im boden. darin lebt eine waldmaus. das weiß ich, weil sie, während ich vorbeiging, schon mehrmals zufällig den kopf aus diesem loch gestreckt und mich groß angeguckt hat. ich habe mich auch immer gewundert: wie groß ist der zufall, dass eine maus, die doch sicherlich den lieben langen tag versteckt irgendwo herumhuscht, just in diesem moment, in dem ich vorbeigehe, den kopf aus ihrer behausung streckt - und das mehrmals? allerdings lebt die maus noch. ;)

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Ob Maus, ob Elefant, ob Laus, ob Mensch - irreal ist es ja gerade nicht, sondern von völlig gleichmäßiger Alltäglichkeit. Keine Sekunde, in der nicht ein Wesen stirbt und zugleich ein anderes geboren wird.

Der Gelsenkirchener Künstler Paul Sawitzki besuchte in den 1980er Jahren eine Diskussionsveranstaltung im Städtischen Museum. Während der Diskussion, an der sich wie gewohnt beteiligt hatte, sackte er plötzlich zusammen und fiel tot vom Stuhl. So war sein Ende alles andere als unbemerkt, der ganze Saal wurde Zeuge.

Doch war da, letztlich, ein Unterschied ... ?
"... Früher wußte man (oder vielleicht ahnte man es), daß man einen Tod in sich hatte wie die Frucht den Kern. Die Kinder hatten einen kleinen in sich und die Erwachsenen einen großen. Die Frauen hatten ihn im Schooß und die Männer in der Brust. Den hatte man, und das gab einem eine eigentümliche Würde und einen stillen Stolz. ..."
Rilke, Malte Laurids Brigge, 1910

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fluechtig